food4future-Koordinatorin im Interview am Welternährungstag
Über Ernährung von morgen, Klimawandel und Hungersnot
24.10.2025
Neue Nahrungsquellen für Nährstoffe und Nachhaltigkeit
Im Forschungsverbund food4future erforschen Wissenschaftler*innen, wie Algen, Insekten, Quallen und Salzpflanzen (Halophyten) zu einer nachhaltigen Ernährung beitragen können. Diese Organismen benötigen gar kein oder kaum Süßwasser, lassen sich in urbanen Räumen kultivieren und eröffnen neue Wege zu einer ressourcenschonenden und klimaresilienten Lebensmittelkultivierung.
„Wir arbeiten gerade an der Frage, wie können wir diese alternativen Nahrungsorganismen im städtischen Raum kultivieren“, erläutert Koordinatorin Monika Schreiner. „Das wollen wir ohne Flächenkonkurrenz zu Wohn-, Arbeits- und Mobiltätsräumen umsetzen, indem wir ungenutzte urbane Räume erschließen.“
Vom Labor auf den Teller
Doch wie kommen diese neuen Organismen in die alltägliche Ernährung? Auch hier denkt food4future weiter: „Wir wollen bestimmte Inhaltsstoffe extrahieren und in traditionelle Lebensmittel integrieren, also zum Beispiel in Brot oder Pasta Insektenproteine einarbeiten“, so Prof. Dr. Schreiner. „Dann haben Sie einen leicht veränderten Geschmack, aber Sie werden es kaum merken.“ Mit diesem Ansatz könnten gängige Produkte ressourcensparender und nachhaltiger produziert werden.
Ernährung gemeinsam neu denken
Das weltweite Hungerleiden zeigt, dass Ernährungsgerechtigkeit weit mehr ist als eine Frage der Produktion. Es geht darum, wie wir Ressourcen nutzen, Lebensmittel verteilen und gesellschaftliche Prioritäten setzen. Eine nachhaltige Ernährung der Zukunft entsteht deshalb nicht allein im Labor. Auch individuelle und politische Entscheidungen sind entscheidend dafür, wie sich Ernährungssysteme verändern.
Wer sich für regionale und saisonale Produkte entscheidet, trägt dazu bei, Transportwege und Emissionen zu reduzieren und stärkt gleichzeitig lokale Wertschöpfungsketten. Ebenso wichtig ist es, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, denn rund ein Drittel aller weltweit produzierten Lebensmittel wird nicht verzehrt. Bewusstes Einkaufen, richtige Lagerung und kreative Resteverwertung können helfen, Ressourcen zu schonen und die Belastung der Ökosysteme zu verringern.
Darüber hinaus braucht es die richtigen politischen Rahmenbedingungen dafür, um Krisensituationen wie Hunger überhaupt wirksam zu begegnen. Es braucht daher den politischen Willen, Forschung, Innovation und den Wandel hin zu klimafreundlichen Produktions- und Konsumstrukturen aktiv zu fördern. Nur wenn technologische, politische und individuelle Ansätze zusammenwirken, können Ernährungssysteme entstehen, die sowohl ökologisch tragfähig als auch sozial gerecht sind.
Der Welternährungstag erinnert uns daran, dass eine nachhaltige Zukunft mit der Frage beginnt, wie wir alle satt werden – ohne die Ressourcen unseres Planeten zu überfordern.